Gründung:
Im Jahr nach dem letzten Normannen-Überfall 893 verfasste ein Mönch das Güterverzeichnis der Abtei Prüm. Darin wird auch der Gutsbezirk Keyenberg erwähnt.
Er bestand aus 10 Hofstellen grundherrlich abhängiger Bauern.
Es gab 93 Joch Herrenland, Wiesen für 10 Heuwagen und Gemeindewald für 1000 Schweine. 93 Joch bebaubares Land dürften etwa 357 Morgen gewesen sein.
Das Jahr der ersten schriftlichen Erwähnung wird auch als Gründungsjahr des Ortes bezeichnet, obwohl die Ansiedlung sehr viel früher existiert hat, wie die Funde aus römischer Zeit beweisen.
Römerzeit:
Südwestlich von Haus Keyenberg stecken Fundamente einer „villa rustica“ im Boden. Auf dem Südhang der Köhm, einem kleinen Bach hinter Haus Keyenberg, kamen vor Jahrzehnten römische Urnengräber zu Tage.
Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden im Turm der Keyenberger Kirche römische Funde aufbewahrt: Ziegel, ein Säulenstumpf, ein Weihestein mit Inschrift und Glas- und Tongefäße.
Auch ein Altarstein aus dem 2. – 3. Jahrhundert blieb fragmentarisch erhalten. Dort wird ein Mann namens Trofimus benannt, der mithin ältester bezeugter Keyenberger Bürger ist.
Plektrudis:
Die heilige Plektrudis gilt als Gründerin des Ortes Keyenberg.
Pfarrer Mattias Claeßen schrieb um 1720 die Legende der Hl. Plektrudis in das Lagerbuch der Pfarre zu Keyenberg.
Danach begab sich die Witwe Pippins II. von Herstal, Plektrudis, 714 nach Köln. Hier gründete sie ein freiweltliches Stift, Maria im Kapitol, dem sie unter anderem Keyenborgh schenkte, wo sie angeblich noch zu Lebzeiten ihres Mannes eine Kirche erbauen hatte lassen, der sie eine Reliquie des Heiligen Kreuzes geschenkt habe. 716 soll diese Kirche zur Pfarrkirche erhöht worden sein.
Leider lässt sich diese Geschichte historisch nicht nachvollziehen, da zum Zeitpunkt der Prümer Grundherrschaft das Stift Maria im Kapitol noch keine Besitztümer in dieser Gegend besaß.
Was veranlasste den Pfarrer zu einer solchen Geschichtsfälschung?
Es ging wie so oft um den Einfluss und Macht. Der Pastor und das Stift Maria im Kapitol lagen im Streit mit den Einwohnern von Borschemich um das Kollations- und Investiturrecht. In diesem Streit kam diese Geschichte angesichts fehlender Urkunden gerade recht.
Namensherkunft:
Eindeutig lässt sich die Namensgebung nicht erklären. Es gibt 2 Theorien.
Woher der erste Teil des Namens, „Keyen“, stammt, ist nicht ganz geklärt.
Ursprünglich hieß der Ort „cheyenburhc“, er wurde ab 1168 als „Kyenburch“ bezeichnet.
Ab 1381 setzt sich der Name „Keyenberch“ durch, auf den der heutige Name zurückgeht.
Für den Namen „keyen-“ gibt es zwei Erklärungen:
- Der Verfasser der Plektrudisdichtung deutet den Begriff als „Stein“ (germanisch Kagi und Kaje)
- Wahrscheinlich ist aber die Ableitung vom römischen Namen „Gaio“. Im 8. und 9. Jh. ist der Name als „Keio“ oder „Keyo“ mehrfach bekundet.
Haus Keyenberg:
Am nördlichen Rand liegt das Haus Keyenberg, auf dem die Ritter, die das Dorf beherrschten, wohnten.
Dieses Haus existierte wohl dem Namen nach bereits 893.
Seit dem 12. Jh. sitzen hier die Edelherren von „Keyenburch“.
Ursprünglich schützte eine ovale Wallanlage mit einem inneren und zwei äußeren Gräben die auf einer Insel erbaute Wasserburg.
Die älteste schriftliche Nachricht über die Errichtung der heutigen Anlage stammt aus dem Jahre 1530. Das Burghaus bestand zum großen Teil aus Holz und stürzte 1657 ein.
Freiherr Johann Heinrich von Hanxler errichtete den Bau neu als Ziegelsteinbau. Wegen des sumpfigen Geländes mussten die Mauern auf Pfahlroste gesetzt werden.
Weitere Umbauten sind durch den Freiherrn von Scherer erfolgt. Von ihm stammen die Initialen F V S (Freiherr von Scherer) und die Jahreszahl 1799 über dem neuen Portal.
Keyenberger Motte:
An der heutigen Plektrudisstraße befindet sich die Keyenberger Motte.
Ursprünglich haben Geologen sie als altfränkische Motte bezeichnet.
Eine Motte ist eine Art Burganlage, die auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel, der von einem Wassergraben umgeben ist, errichtet wird.
Karl E. Backes vermutet anhand zweier Verkaufsakten von 1483 und 1498, dass es sich bei der Motte um die Reste des ehemaligen Ritterguts Patteren handelt, das genau an dieser Stelle stand. Gestützt wird diese Vermutung durch die Ausgrabung von Mauerresten im Jahre 1925.
Keyenberger Kirche:
Im Jahre 2014 feierten die Keyenberger Bürger 1300jährige Bestehen ihrer Pfarrkirche Heilig Kreuz. Demnach sei eine Kirche bereits 714 oder 716, gespendet durch die Heilige Plektrudis, gebaut worden.
Dass diese Geschichte von Pfarrer Claeßen im 18. Jh zur Kräftigung seiner Sonderrechte erfunden wurde, habe ich an anderer Stelle bereits erwähnt.
Wahrscheinlich existiert eine Kirche in Keyenberg seit der spätkarolingischen Periode im 9. Jahrhundert. Seit dieser Zeit können insgesamt 8 Bauperioden nachgewiesen werden, die im 9., 11. 13., 15., 16., 18. 19. und 20. Jh. erfolgten.
Von einem einfachen, kleinen Saalbau entwickelte sich die Kirche zu dem neugotischen Bau, wie wir ihn heute noch vorfinden. Die heutige Gestalt bekam die Kirche 1866-67 und 1912-14.
Die Ausstattung der dreischiffigen Kirche ist auch größtenteils neugothisch. Hier sind besonders hervorzuheben der Hochaltar, der nach den Plänen des Wiener Kirchenbaumeisters Professor Freiherr von Schmidt 1867/68 errichtet wurde, und die dreimanuale Stahlhuth-Orgel aus dem Jahre 1886.
Die Fenster wurden nach einem einheitlichen Konzept entwickelt und nicht nach dem Gutdünken der Stifter. Dadurch hat die Kirche ihren neugothischen Charakter bis heute erhalten.
Wesentlich älter sind teilweise die Figuren und Kreuze an den Säulen und in den Seitenaltären. Sie gehen teilweise auf das 16. und 17. Jh. zurück.
Das wohl älteste Denkmal ist ein Weihestein auf der Evangelarseite des Chorraumes. Die Inschrift bezeugt, dass die Kirche vom Erzbischof Heriman von Köln geweiht wurde, der im 11. Jh. lebte.
Quelle: Merkens/Pisters: Pfarrkirche und Gemeinde Heilig-Kreuz in Keyenberg von 714 bis 2014. Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V. Nr. 28, 2014.