Was heißt eigentlich Spannung?
Du hast bestimmt schon einmal einen Krimi oder einen spannenden Jugendfilm im Fernsehen gesehen. Dort wird meist ein Verbrecher gesucht und man ist „gespannt“ darauf, ob er gefunden und gefasst wird. Dies geschieht meist am Ende des Films und der Film selbst zeigt Stück für Stück einen Teil der Aufklärung.
Spannung heißt also:
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Ich deute an, dass etwas passiert.
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Ich kläre am Schluss darüber auf, wie es geschieht.
Wie gestalte ich eine spannende Erzählung?
In einer Erzählung deute ich am Anfang an, worauf der Leser gespannt werden soll. Die Spannung löse ich erst ganz am Schluss auf. Wenn die Spannung aufgelöst ist, beginne ich keine neue Geschichte mehr.
Durch verschiedene Mittel kann ich die Spannung dann steigern:
- Ich erzähle anschaulich mit treffenden Verben und Adjektiven.
- Ich verwende wörtliche Rede.
- Ich deute an, dass etwas Wichtiges passieren wird, gehe aber zunächst nicht auf das Angedeutete ein.
Beispiel: Heute sollte noch etwas Besonderes auf der Passhöhe passieren. - Ich erzähle eine Situation sehr genau. Ich dehne damit das Geschehen aus. Dazu muss ich mich genau in die Situation hineinversetzen und an jede Einzelheit denken.
Beispiel: Bernd sah die Erde auf sich zurasen. Sein Fallschirm wollte sich nicht öffnen. Er zerrte und zerrte am Öffnungsring des Hauptfallschirms. Warum öffnete er sich denn nicht? Er hatte ihn doch so sorgfältig zusammengelegt. Bernd griff zum Notfallschirmring, der rechts seitlich aus dem Rucksack herauskam. Jetzt wurde es höchste Zeit, wenn er noch lebend ankommen wollte. Mit aller Kraft riss er daran. Und… - Ich erzähle aus unterschiedlichen Perspektiven (etwa die gleiche Situation aus der Sicht unterschiedlicher Personen) oder von unterschiedlichen Orten. Dabei wechsle ich die Perspektive immer kurz vor der Aufklärung des Geschehens.
Beispiel: Peter sauste um die Ecke. Er musste dem Amokfahrer entfliehen. Dieser hatte aber ebenfalls seinen Wagen in die Seitenstraße gelenkt und hielt auf Peter zu.
Frau Müller lag im 3. Stock im Fenster und beobachtete die Straße, als sie plötzlich ein fürchterliches Reifengequietsche hörte. - Ich erwähne, dass die Zeit oder der Weg immer kürzer wird.
Beispiel: Inge hörte, wie sich oberhalb von ihr eine Lawine löste. Sie dachte: „Nichts wie weg von hier. Die wird dich überrollen, wenn du nicht irgendwo Schutz findest.“ In etwa 500 m Entfernung sah sie einen Waldrand und fuhr in Schussfahrt auf ihn zu. Die Lawine schoss mit ungeheurer Geschwindigkeit auf sie zu. Sie musste es schaffen. Nur noch 200 m und sie hatte den schützenden Wald erreicht. Mittlerweile konnte sie den Druck der Lawine schon spüren. Die Luft wurde immer dicker. Nur noch 50 m. Hinter ihr hoben sich schon die Schneemassen. - Ich lege falsche Fährten, verdächtige am Anfang etwa Unschuldige.
Welche Entscheidungen treffe ich vor dem Schreiben der Erzählung?
Ich mache mir einen Erzählplan, in dem ich Folgendes festlege:
- Worauf mache ich den Leser gespannt?
- Wie lautet das Ende der Geschichte?
- Wann ist die Spannung am größten?
- Mit welchen Mitteln zögere ich die Spannung heraus?